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Lights out

Als ich vor zwei Monaten die Blogkarte veröffentlichte, war mir klar, dass ich damit ein sensibles Thema anpacken würde. Ein halbes Dutzend Nachfragen habe ich bekommen, "welchen Nutzen ich darin sehe, Blogs punktgenau zu verorten". Ebenso viele Blogs wollten von der Karte genommen werden.

Zwei Monate später ist meine Naivität gewichen. Denn was mir im Juli nicht so klar war, ist, wie unwohl mir selbst ist, in dem Wissen zu leben, dass anderen mit der Karte unwohl ist.

Die statische Blogkarte war eine Fehleinschätzung und wird deshalb aufs Schwert fallen müssen.

<Insiderwitz @jati einfügen>

vorher/nachher:

Wir haben in Deutschland sicherlich mit die strengsten Datenschutzgesetze weltweit, schon durch die deutsche Geschichte bedingt, glaube ich (grandioser Podcast zum Thema Privatsphäre).

Dennoch: Aus Entwicklersicht befindet man sich permanent im Tanz zwischen dem Möglichen und dem Wünschenswerten. Will man Innovation voran treiben, muss man unaufhörlich am Status Quo rütteln – sieht man ja bei vielen Web-2.0-Angeboten: Da wird ständig ausgelotet, wie weit man mit der Kundschaft eigentlich gehen kann. Notfalls rudert man dann zurück. Veränderung ist nicht einfach für Menschen.

Die Blogkarte ist sicherlich ein gutes Beispiel dafür. Neuland. Grauzone. Opt-In wäre der einzig richtige Weg gewesen. Doch auf dem Weg hätte ich die Karte niemals gebootstrapt bekommen. 3000 Blogger anzuschreiben und ihre Antworten abzuarbeiten, geschweige denn alle aufkommenden Fragen zu beantworten, steht weit außerhalb meiner Möglichkeiten.

Deshalb möchte ich mich erst mal dafür entschuldigen, hier eine wichtige Linie übertreten zu haben. Meine Absicht hätte nicht ferner sein können, als die Comfort Zone anderer Menschen zu verletzen.

Ferner möchte ich heute das einzig Richtige tun und – das hätte ich von vornherein tun sollen – aufs Opt-In-Verfahren umsatteln.

Der neue "Vertrag" ist ganz einfach: Ich nehme jetzt nur noch Geokoordinaten von Blogs auf, die sich über ein bei ihnen im HTML-Header eingebundenes Geo-Tag explizit dazu bereit erklären, dass ihre Ortsdaten öffentlich und damit für ortsbezogene Dienste verwendbar sind. Wer mir – im Gegenteil – durch die Abwesenheit der ICBM-Informationen signalisiert, dass er von Maschinen nicht findbar sein möchte, so will ich diesen Vertrag respektieren.

Da sich das Geo-Tagging nie breit durchsetzen konnte, ist die Konsequenz der Neuregelung, dass von den jetzt knapp 1300 verorteten Quellen nicht arg viele übrig bleiben werden. Meine stille Hoffnung ist, dass möglichst viele von euch an dem neuen Opt-In teilnehmen werden – das entsprechende Geo-Tag ist superschnell generiert (kann sogar Rivva) und genauso leicht eingebunden.

Da das womöglich allerdings nie passieren wird, heißt es Abschied nehmen von der vielleicht umfassendsten Karte deutschsprachiger Blogs. Schon am Donnerstag wird diese Karte ein Bild wie nach dem Krieg abgeben … bis dahin habt ihr noch Zeit, eure Screenshots zu erledigen und nach Blogs aus der Nachbarschaft auf Entdeckungstour zu gehen. Enjoy it while it lasts ;)

 

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